Wo Weltklasse ausgebildet wird

Skiinternat Furtwangen und die Robert-Gerwig-Schule (SKIF)

Seit mittlerweile 30 Jahren ist das Skiinternat Furtwangen (SKIF) eine feste Größe in der deutschen Spitzensportförderung. Zahlreiche Weltklasseathleten, Weltmeister und Olympiasieger sind seither aus der „Kaderschmiede“ im Schwarzwald hervorgegangen.


Das Konzept zwischen Sportinternat und schulischer Förderung ist in dieser Form einzigartig in Deutschland. Junge Spitzensportler in den normalen Regelbetrieb der Schule zu integrieren und ihnen dadurch die Möglichkeit zu verschaffen, auch die anspruchvollsten schulischen Abschlüsse zu erlangen, ist neben dem Anspruch professionellen Trainings- und Wettkampfbetrieb sicher zu stellen, das erklärte Ziel des SKIFs.

Ein wesentliches Merkmal, welches das Furtwanger Nachwuchs-Konzept von vielen anderen ähnlichen Einrichtungen unterscheidet, ist die Tatsache, dass die jungen Sportler und Sportlerinnen in den ganz normalen Schul- und Ausbildungsbetrieb integriert werden. Das hat den Vorteil, dass Sport und Schule klar voneinander getrennt werden und die Sportschüler auch Kontakte, Freundschaften und Hilfen zu „normalen“ Schülern pflegen und erhalten können. Vor dem Hintergrund, dass es trotz aller Förderung nur wenige bis ganz oben schaffen, ist dies ein entscheidender Gesichtspunkt, um Lebensperspektiven und Zielstellungen auch außerhalb des Sports zu entwickeln.

Grundvoraussetzung für die Aufnahme in das SKIF ist sportliches Talent, das beim Eintritt auf nationaler und internationaler Ebene bereits unter Beweis gestellt wurde. Dieses Talent auszubauen und um nationale und internationale Titel und Medaillen zu kämpfen, um sich dann wiederum für die nationalen Jugend- und Junioren-Kadern zu empfehlen, das steht für die jungen Sportschüler klar im Vordergrund. Fehlzeiten in der Schule, die sich aus Wettkämpfen, Training, Vorbereitungslehrgängen und lange Anreisewege quer durch Europa ergeben, von bis zu zwei Monaten pro Schuljahr sind keine Seltenheit.

In enger Absprache mit den Nachwuchssportlern, deren Eltern und der Skiinternatsleitung versucht die Robert-Gerwig-Schule den passenden schulischen Ausbildungsgang bereitzustellen und durch umfangreiche schulische Förderung dessen erfolgreichen Abschluss zu ermöglichen. Die Sportschüler erhalten dazu individuell abgestimmten "Nachführungsunterricht“ in allen Fächern. Dieser wird vom "SKIF-Koordinationslehrer" zwischen Fachlehrern und Athleten abgestimmt. Nicht selten kommt es vor, dass dieser Unterricht dann in den Ferien vor und nach der Wettkampfsaison stattfindet.

Ebenso wird mit Hilfe der heutigen Medientechnik versucht, die schulischen Inhalte auch über große Distanzen zu transportieren. So kommt es vor, dass nach einem harten Trainingstag in Skandinavien abends per Videokonferenz mit dem Mathelehrer noch die aktuelle Unterrichtsstunde durchgesprochen wird. Auch Leistungskontrollen werden unter anderem auf diesem Weg vorgenommen. Keine Frage: ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Fleiß ist Grundvoraussetzung, diesen anspruchsvollen Spagat zwischen Schule und Leistungssport bewältigen zu können.

Jedes Schuljahr besuchen ca. 25 Nachwuchs-Talente die unterschiedlichen Ausbildungsangebote der beruflichen Bildungseinrichtung Robert-Gerwig-Schule. Denn in Furtwangen finden sie neben den exzellenten Wintersportbedingungen eben auch ein hoch diversifiziertes Ausbildungsangebot vor, wie es bundesweit an nur sehr wenigen Schulstandorten vorzufinden ist. Unter einem Dach können sie kaufmännische oder gewerbliche Ausbildungen durchlaufen, Mittlere Reife, Fachhochschulreife oder Abitur erlangen oder auch anerkannte Berufe in Vollzeit oder in einer dualen Ausbildung erlernen.

Die Liste derer, die nach ihrer Zeit an der RGS zu den ganz Großen ihres Sports wurden, ist mittlerweile recht lang: Sven Hannawald, Christoph Duffer, Hans-Jörg Jäckle wurden neben vielen Medaillen bei Weltmeisterschaften allesamt Olympiasieger im Skispringen und haben an der 3-jährigen Berufsfachschule ihre Berufsabschlüsse gemacht. Alexander Herr, Team Weltmeister im Skispringen, wie auch Fabian Rießle, Olympiamedaillengewinner und Doppelweltmeister in der Nordischen Kombination, durchliefen die Ausbildung im Profil Sportmanagement des Berufskollegs. Benedikt Doll, Biathlonweltmeister, legte am Beruflichen Gymnasium sein Abitur ab.

Noch viel größer ist die aber Anzahl derer, die es eben auch nicht geschafft haben, sportlich in die aller erste Liga aufzusteigen. Sie haben aber alle mit ihren Abschlüssen an der Robert-Gerwig-Schule eine Perspektive in der Tasche, auf der sie auf jeden Fall eine private und berufliche Karriere aufbauen können. Die RGS freut sich über jeden sportlich errungenen Erfolg. Aber mindestens so stolz ist sie auf all jene Sportschüler, denen sie dabei helfen konnte, sich über die erlangte schulische und berufliche Qualifikation eine Perspektive fürs ganze Leben zu erschließen.